MICHAELSKIRCHE: Enormes Interesse an Benefizkonzert mit Masifunde-Jugendchor und AKG-Sängern
BENSHEIM. In der Michaelskirche war kein Durchkommen mehr. Die Zuhörer standen auf der Treppe, saßen auf dem Boden und reihten sich bis vor die Eingangstür auf. Das Benefizkonzert zu Gunsten des Bildungsvereins Masifunde lockte am Dienstagabend Hunderte von Besuchern an. Kein einziger hat es bereut.
Am Sonntag waren die Gäste aus Südafrika in Deutschland angekommen. Die 23 Sängerinnen und Sänger aus dem Walmer Township in Port Elizabeth sind derzeit erstmals außerhalb ihres Landes auf Tournee. Erste Station war Bensheim, der deutsche Sitz von Masifunde.
Exotische Klangsphären
Gemeinsam mit dem Jugend- und dem Basischor des Alten Kurfürstlichen Gymnasiums boten die jungen Leute ein Chorerlebnis der besonderen Art. Das Publikum war begeistert von der stilistischen Vielfalt, der Dynamik und musikalischen Klasse aller Ensembles. Dennoch kulminierte die Stimmung zweifelsohne mit dem Auftritt der afrikanischen Gäste, deren hoch dynamischer Gospelsound von Trommeln und Tänzen begleitet wurde.
Emotional, leidenschaftlich und mitreißend entführte der Chor die Zuhörer in exotische Klangsphären. Etwa mit dem wunderschönen Zulu -Song Ukuthula (Frieden) oder dem in Sotho gesungenen Traditional "Kena le modisa". Der südafrikanische Kanon "Tuma mina" ("Herr, sende mich") gehörte zu den Höhepunkten des an solchen nicht armen Chorkonzerts, zu dem Vorsitzender Jacob Birkenhäger begrüßte.
Mit dem Besuch des Masifunde-Chors schloss sich ein Kreis: Mit einer Konzertreise des AKG-Jugendchors im Jahre 1998 begann die Biografie des Vereins. Ein Abstecher nach Walmer Township motivierte den Abiturienten Jonas Schumacher dazu, als Zivildienstleistender und Student nach Port Elizabeth zurückzukehren. 2005 hat er die Masifunde-Bildungsförderung gegründet, die jungen Menschen mehr Bildung ermöglicht und so deren Zukunftsperspektiven verbessert. Die enge Verbindung nach Bensheim ist niemals abgerissen.
Masifunde bedeutet "Lasst uns lernen!" auf isiXhosa, einer der elf Landessprachen Südafrikas. Der Verein trägt zur Völkerverständigung bei und engagiert sich für ein modernes und realistisches Bild Afrikas in der deutschen Gesellschaft. Den Akteuren geht es darum, dass junge Menschen miteinander und voneinander lernen. Der musikalische Dialog hat am Dienstag beispielhaft funktioniert.
Nach der Ouvertüre des Konzerts durch beide AKG-Chöre übernahm zunächst der Basis-Chor unter der Leitung von Sabine Wulf mit Gospels und Spirituals ("Burden down, Lord") sowie zeitgenössischen Popsongs wie etwa "Sweet Dreams" von den Eurythmics in einem Arrangement von Oliver Gies. Mit "Tous les musiciens du monde" folgte nicht nur ein erster Höhepunkt, sondern gleichsam auch eine Art Motto des Abends: Die Welt ein Stück vereint in Bensheim.
AKG-Musiklehrer Manfred Hein begleitete die Chöre am Piano und dirigierte den Jugendchor, der mit Folksongs wie "Shenandoah" und der sakralen russischen Komposition "Tebje pajom" ("Dir singen wir") überzeugte.
Die feine Akustik der Kirche trug zu diesem schönen Hörerlebnis bei. Lediglich der Sauerstoff war bald verbraucht. Umso lobenswerter die Leistung der Sängerinnen und Sänger, die davon ungleich mehr benötigten als das Publikum. Mit einem schwungvollen "King Of The Road" ging es flott Richtung Südafrika. Am Ende kamen alle Chöre zusammen. Was für ein Bild! Mit der südafrikanischen Folk-Hymne "Siyahamba" marschierten die Stimmen regelrecht "im Lichte Gottes", so die Übersetzung des Refrains aus der Zulu-Sprache. Langer, stürmischer Applaus in der Michaelskirche, deren Mauern trotz Belagerungszustand und kraftvoller Chormusik durchgehalten haben.
Unterstützt wurde das Konzert unter anderem vom Goethe-Institut und vom Kiwanis-Club Bensheim, der eine Spende in Höhe von 1300 Euro überreichte. tr
© Bergsträßer Anzeiger, Donnerstag, 30.06.2016
