AKG: Englisch-Theater-AG beeindruckt mit dem Kriminalstück „The Mousetrap“ von Agatha Christie
BENSHEIM. Die Mausefalle von Agatha Christie ("The Mousetrap") ist das erfolgreichste Theaterstück der Welt. Seit 1952 wird es täglich im Londoner Westend aufgeführt. Seit 1974 ist der Dauerbrenner im St. Martin's Theatre beheimatet. Die Englisch-Theater-AG des Alten Kurfürstlichen Gymnasiums hat das Kriminalstück, in englischer Sprache versteht sich, nun auf die Bühne des schuleigenen Theater-Saals gebracht. Premiere war am Montag.
Die Mausefalle, ursprünglich als Hörspiel konzipiert, ist ein klassischer Agatha Christie-Krimi: Mehrere Personen bewegen sich über einen kurzen Zeitraum in einem geschlossenen Mikrokosmos. Es geschieht ein Mord, der nur von einem der Anwesenden begangen worden sein kann. Verdächtig macht sich so gut wie jeder aus dem Kreis.
Ein angespanntes Klima
Der Ausgangspunkt für die Story ist ein Mord an einer gewissen Maureen Lyon in London. Mollie und Giles Ralston, die in der ländlichen Umgebung von London unmittelbar vor der Eröffnung einer Pension - Monkswell Manor - stehen, erfahren beiläufig aus dem Radio von der Tat. Nach und nach treffen angekündigte und unangekündigte Gäste in Monkswell Manor ein. Der junge angehende Architekt Christopher Wren, die überkritische, vornehme Mrs. Boyle, der auffällig unauffällige Major Metcalf, die schnippische, geheimnisvolle Miss Casewell und der zwielichtige Mr. Paravincini (im Original eigentlich Paravicini).
In der Pension herrscht ein angespanntes Klima. Mollie ist wegen der Neueröffnung aufgeregt, Giles hat schnell die Schnauze voll von den Gästen, der ruhelose Wren baggert Mollie an, Mrs. Boyle motzt, Miss Casewell ist von allem und jedem genervt, Major Metcalf und Mr. Paravincini rauchen meistens und beobachten.
Draußen schneit es währenddessen ohne Unterlass. Monkswell Manor ist von der Außenwelt abgeschnitten. In diese Atmosphäre platzt ein Anruf der Polizei. Ein Beamter mache sich per Ski auf den Weg zur Pension, wird Mollie informiert. Danach wird die Telefonleitung außer Betrieb gesetzt. Sergeant Trotter kommt und klärt die versammelte Crew über den Grund seines Kommens auf. Bei der Londoner Leiche von Maureen Lyon wurde neben dem Kindervers "Three Blind Mice" und einem Zettel, der auf weitere Morde hindeutet, auch die Adresse von Monkswell Manor gefunden. Trotter geht davon aus, dass der Mörder sich bereits im Haus aufhält.
Kurze Zeit später wird Mrs. Boyle im Dunkeln erwürgt. Mollie findet die Leiche und stößt einen genial-schrillen Schrei aus - fast das ganze AKG-Theater zuckt vor Schreck zusammen. Die Suche nach dem Mörder ist eröffnet. Trotter ermittelt.
Der Sergeant bringt die beiden Morde mit einem Drama in Verbindung, das sich vor einigen Jahren auf einem nahegelegenen Hof ereignet hatte. Drei Kinder waren damals von ihren Pflegeltern misshandelt worden, eines der Kinder starb. Die Pflegemutter war: Maureen Lyon. Trotter verhört alle Anwesenden. Alle waren am Tag des Mordes an Maureen in London und verstricken sich in Widersprüche. Der komplizierte Fall wird schließlich gelöst.
Ein jahrzehntealter Brauch
Der Mörder ist . . . Moment! Hier kommt die Tradition ins Spiel. Sowohl das Londoner Publikum als auch die Londoner Presse halten sich seit der Uraufführung angeblich an die Vorgabe, den Namen des Täters nicht nach außen zu tragen. Ein jahrzehntealter Brauch, der an dieser Stelle gebrochen werden soll? Das muss sorgfältig bedacht werden. Immerhin sind weitere Aufführungen im AKG geplant.
Apropos. Das AKG-Ensemble war richtig gut. Alina Maurer brillierte mit einer prononcierten BBC-Aussprache sowie ausgeprägter Mimik und Gestik als Mollie, die immerfort hypernervös und Tee trinkend durch das passende Bühnenbild (Kamin, "schwere" Sessel, altes Polstersofa) trippelte.
Christopher Reimertz gab als charmant-naiver Christopher Wren dem Stück eine besondere Note ebenso wie Pascal Harter, der als Import-Export-Typ Paravincini aalglatt rüberkam, den man aber dennoch irgendwie lieb haben musste.
Die Lösung also: Die beiden Morde hängen mit den Geschehnissen um die drei Pflegekinder zusammen. Mollie, mit Mädchennamen Boyle, war seinerzeit die Lehrerin der Kinder. Ein Hilferuf der Kinder erreichte sie allerdings erst, als es bereits zu spät war. Mrs. Boyle wird Opfer einer Namensverwechslung und muss deshalb das Zeitliche segnen. Eigentlich will der Mörder Mollie an den Kragen, was im letzten Moment noch von Miss Casewell, einem der früheren Pflegekinder, verhindert werden kann.
Er kam auf Skiern
Der Mörder aus Rache ist ebenfalls eines der Pflegekinder und damit der Bruder von Miss Casewell, der sich mit gefälschter Identität Zugang zur Pension verschafft hat.
Die gute alte Tradition soll aber Bestand haben, der Name des Täters wird hier nicht preisgegeben. Nur so viel sei verraten: Der Mörder kam auf Skiern . . . eh
© Bergsträßer Anzeiger, Mittwoch, 27.04.2016
