AKG: Satoshi Komatsu führt seinen Genre-Mix „Nagáléboshi“ in der Mensa der Schule auf
BENSHEIM. Es ist ein Fragment, betonte Satoshi Komatsu. Deswegen, erklärte der japanische Komponist weiter, stehe die heutige Aufführung von "Nagáléboshi - ein Geschenk des Herzens" unter der Überschrift "zweite öffentliche Probe". Die erste öffentliche Probe von Nagáléboshi (japanisch für Sternschnuppe) hatte Ende vergangenen Jahres in Heppenheim stattgefunden, nun war die AKG-Mensa die Bühne für das Werk Komatsus.
Nagáléboshi kam als wahres Kaleidoskop der Kreativität daher, das verschiedene Disziplinen zu einem Gesamtkunstwerk zusammenführte. Zwischen Musik und Tanz unterschiedlicher Stilrichtungen, Malerei und Märchen bewegte sich das Ensemble der Mitwirkenden in Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart ohne stilistische oder inhaltliche Grenzen. Nagáléboshi sei ein ständig fließender Prozess. Er habe Ideen für die nächsten 20 Jahre im Kopf, sagte Komatsu.
Der Plot orientierte sich an einem japanischen Märchen (Orihime und Kengyu) und an Romeo und Julia, verwendet asiatische Mythologie ebenso wie biblische Themen. Die Handlung habe eine grobe Richtung, erläuterte Kamatsu, der seit Anfang der 1990er Jahre in Bensheim lebt. Musikalisch schipperte Nagáléboshi zwischen schwungvollem Jazz, den die wieder einmal bemerkenswerte AKG-Big-Band unter Leitung von Sonja Hayer-Lenz lieferte, und leisen Klavierepisoden (Kamatsu).
Raum bot das Projekt auch für mehrstimmigen Gesang mit japanischen Texten - besonders beeindruckend der zweistimmige Prolog-Song - wie für altes Liedgut: Das instrumentale Oh-Tannenbaum-Solo von Kamatsu an der Akustikgitarre war der Gag des Abends in der leider nur knapp zur Hälfte gefüllten AKG-Mensa.
Neben der hauseigenen Big Band trugen Sänger und Tänzer des Bensheimer Gymnasiums zur Performance bei. Ebenfalls am Start waren eine Tanzformation der SSG Bensheim sowie ein Hip-Hop-Tänzer der Tanzfabrik Bensheim, eine Balletttänzerin und ein (Standard)-Tanzpaar, die mit ihren Einlagen dafür sorgten, dass sich die in drei Akten mit 18 Stücken angelegte Aufführung nie in einem Genre ausbreitete, sondern stets voller Überraschungen blieb.
Wahre Wunderdinge vollbrachte zudem Sandra Schulze an ihrem Grafik-Tablet. Die Heidelberger Illustratorin sorgte in Echtzeit für die passenden Szenenbilder, die für das ganze Auditorium sichtbar auf eine Großleinwand projiziert wurden. Ein sehr spannendes Element, das die künstlerische Vielfältigkeit von Nagáléboshi verdeutlichte. Für andächtiges Lauschen im Publikum sorgte die tiefentspannte Erzählung eines Schauspielers.
Das Märchen von Orihimi, einer Prinzessin und Tochter des Herrn des Himmels, und Kengyu, einem Kuhhirten. Orihimi, die mit ihrem Webstuhl die Farben des Himmels zeichnet, und Kengyu vernachlässigen ihre Aufgaben. Zum Missfallen des Herrn des Himmels, der die Liebenden trennt und ihnen nur noch ein Date pro Jahr, jeweils am Abend des 7. Juli, gestattet.
Reiherähnliche Fabelwesen bauen an diesem Tag eine Brücke über den Milchstraßenfluss und ermöglichen der Prinzessin und dem Kuhhirten das Zusammentreffen. Umarmen sich Orihimi und Kengyu schließlich, leuchten die Sterne hell in der Nacht des 7. Juli.
Eine märchenhaft schöne Vorstellung. eh
© Bergsträßer Anzeiger, Samstag, 20.02.2016
