BENSHEIM. Der Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten, 1973 von Gustav Heinemann ins Leben gerufen und demnach inzwischen auch schon 40 Jahre alt, ist einer der anspruchsvollsten Schülerwettbewerbe Deutschlands.
Hier kommt es nicht auf eine momentane Performance oder ein kurzfristiges Engagement an, sondern die Teilnehmer müssen ein halbes Jahr lang intensiv an einem Thema mit regionalem oder biografischem Bezug nach Archivalien suchen, Zeitzeugen befragen oder Sekundärliteratur wälzen. Und dann müssen die Ergebnisse in eine wissenschaftliche oder künstlerische Fassung gebracht werden - nicht einfach für Schüler, die solche ergebnisorientierte Projektarbeit in der Schule nicht wirklich beigebracht bekommen.
Die aktuelle Wettbewerbsrunde hatte das Thema "Vertraute, Fremde - Nachbarn in der Geschichte". Vom AKG beteiligten sich vier Schüler, zwei davon in einer Teamarbeit. Clemens Limp wählte ein biografisches Thema. Im Mittelpunkt seiner Arbeit steht die Fluchtgeschichte seiner Großmutter. Bis Kriegsende lebte sie im oberschlesischen Oppeln.
Die Flucht führte sie über sieben Stationen im heutigen Polen, in Tschechien und Österreich bis nach Neu-Isenburg, wo sie schließlich eine neue Heimat fand. Und auf jeder dieser Stationen erlebte sie eine andere Nachbarschaft. Es waren zwar nicht immer vertraute Nachbarn, allerdings kam sie mit ihren Nachbarn überwiegend gut zurecht.
Max Repety und Henrik Elzer und beschäftigten sich aus naheliegenden Gründen mit "Nachbarschaftskonflikten bezüglich des Atomkraftwerks Biblis". Beide Schüler kommen aus Biblis und konnten deshalb auch vor Ort erfahren, dass die Atomtechnologie von bisher problemlos zusammenlebenden Nachbarn völlig unterschiedlich bewertet wird.
Karl Schmelzing untersuchte die Nachbarschaftsverhältnisse in Lorsch nach dem Zweiten Weltkrieg. Nicht nur war ein Krieg verloren und ein politisches System gestürzt, beides schon Sachverhalte, die sich auf das Verhältnis zwischen Nachbarn auswirkt; nun kamen auch noch fremde Besatzungssoldaten, Heimatvertriebene und Flüchtlinge in die Stadt und in vielen Fällen sogar ins Haus.
Denn der Wohnraum wurde bewirtschaftet und gegen Einquartierungen konnte man sich nicht wehren. Karl Schmelzing hat die Ergebnisse seiner Forschungen auf 34 Seiten zusammengefasst. Und auch die beiden anderen Arbeiten sind nicht viel kürzer. Nun wurden im Hessischen Landtag in Wiesbaden die Preise - Förderpreise und Landespreise - überreicht.
Für die AKG-Schüler war das eine ganz neue und, wie sie erklärten, stimulierende Erfahrung. Sie wollen sich an der nächsten Runde im Jahr 2014 erneut beteiligen. red
07.10.2013 - Bergsträßer Anzeiger
