Altes Kurfürstliches Gymnasium Bensheim

Gymnasium mit altsprachlichem Zweig
Schule mit musikalischem Schwerpunkt
Partnerschule des Leistungssports

Schulzeit: Karlheinz Wecht, Direktor am Alten Kurfürstlichen Gymnasium in Bensheim, zum Thema außerschulische Förderung

Bergstraße. "Nachhilfe darf kein Ersatz für fehlende individuelle Förderung sein," erklärte Jörg Dräger, Mitglied des Vorstands der Bertelsmann Stiftung, die gestern eine Studie zur privaten Nachhilfe veröffentlichte. Professor Klaus Klemm und Nicole Hollenbach-Biele hatten sie auf Basis einer repräsentativen Elternbefragung erstellt. Der Bergsträßer Anzeiger fragte am AKG, welche Bedeutung die Einrichtung der außerschulischen Unterstützung zumisst.

"An jeder Schule sind Schüler zu finden, die mal Schwierigkeiten haben", sagte Schulleiter Karlheinz Wecht. Wenn ein Kind längere Zeit dem Unterricht fernbleiben muss, könne eine weiterführende Hilfe durchaus sinnvoll sein. "In der Regel sind Lehrer angehalten, den Stoff so zu erklären und nachhaltig zu erläutern, so dass jeder Schüler ihn aufnehmen kann und begriffen hat." Für situative Ausnahmen lassen sich durchaus sinnvolle Brücken über Nachhilfe bauen. Er betonte aber auch: "Wenn ein Kind in der fünften oder sechsten Klasse in mehreren Fächern Nachhilfe benötigt, müssen sich Eltern fragen, ob das Kind in der für ihn richtigen Schulform untergebracht ist."

Bietet die Schule ein Konzept für Nachhilfe an?

Als privates Unterstützungssystem etabliert

Die Studie der gestern veröffentlichten Bertelsmann-Stiftung zur Nachhilfe kommt zu einem ernüchterndem Ergebnis: Für viele Kinder und Jugendliche in Deutschland reicht das Lernen in der Schule offensichtlich nicht aus, um den Stoff zu beherrschen.

1,1 Millionen Schüler gleichen Defizite durch bezahlten Nachhilfeunterricht aus. Insgesamt lassen sich das die Eltern jährlich bis zu 1,5 Milliarden Euro kosten. Selbst in der Primarstufe ist die außerschulische Unterstützung ein zentrales Thema geworden, damit am Ende der Grundschulzeit die Empfehlung für die weiterführende Schule gut ausfällt.

Bereits die Iglu-Studie von 2006 ergab, dass 14,8 Prozent der Viertklässler Nachhilfe im Fach Deutsch erhalten. Die Studie deckte deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern auf. Am höchsten sind die durchschnittlichen Ausgaben pro Schüler mit 131 Euro in Hamburg und Baden-Württemberg. In Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern liegen sie hingegen nur bei 74 Euro.

Nachhilfe in der Schule wird seitens des AKG-Kollegiums nicht organisiert. "Wir sind der Meinung, dass nur nach längeren Fehlzeiten - sei es durch Krankheit oder Auslandsaufenthalte - der Zusatzunterricht im Einzelfall nötig ist", sagt Wecht. Sehr wohl hat man Unterstützungskonzepte entwickelt und bietet sie an. Gerade in der fünften und sechsten Klasse beim Übergang von der Grundschule aufs Gymnasium können sich Schwierigkeiten ergeben. Vor allem in den Hauptfächern werde ein breites Spektrum an zusätzlicher Hilfe angeboten.

Welche Rolle spielen außerschulische Nachhilfeangebote? Inwieweit können sie eine sinnvolle Ergänzung sein?

Daten hierzu erfasst die Schule nicht. "Schüler erzählen zeitweise von ihrer Nachhilfe und empfehlen sie weiter", so der Direktor des AKG. Karlheinz Wecht zufolge sei eine solche Unterstützung auch nur in außergewöhnlichen Fällen ratsam. In diesem Zusammenhang nennt er als Beispiele die problematische Pubertätszeit oder auch Schwierigkeiten im häuslichen Umfeld, die die Konzentration des Schülers binden. "Derartige Belastungen spüren wir ganz deutlich. Sie zeigen sich in einem abrupten Leistungsabfall". In solchen Situation könnte eine Unterstützung oder Ergänzung von außen durchaus sinnvoll sein.

Werden Schüler mit zusätzlicher Lernzeit nicht auch überfordert?

Förderunterricht in der Schule arbeitet nach einem pädagogischen Konzept. Ein Beispiel sind die Kurse bei einer sogenannten Lese-Rechtschreibschwäche. Sie sind Teil der Unterrichtstafel. Ausgebildete Lehrer halten die Extra-Stunden ab und richten den Unterricht nach pädagogisch fundierten Konzepten aus.

Außerschulische Nachhilfe nimmt im zumeist bereits eng getakteten Alltag der Schüler zusätzlich Zeit in Anspruch. Karlheinz Wecht rät Eltern, sich mit der Situation offen auseinanderzusetzen, wenn ihr Nachwuchs über längere Zeiträume hinweg Nachhilfe braucht. Nicht selten münde sie in eine Überforderung. Sie sollten in einem offenen Gespräch mit dem Klassen- und den Fachlehrern klären, ob eine andere Schulform nicht die bessere Lösung sei. Damit Lernen gelingen kann, sind Freude, Spaß und vor allem Erfolgserlebnisse in der Schule wichtige Voraussetzungen. "Ohnedem verliert jeder Schüler die Lust."

Wecht berichtet von Beispielen, in denen Schüler nach einer schwierigen Pubertätszeit wieder ans Gymnasium zurückgekehrt sind und die Oberstufe absolviert haben. "Das System Schule ist durchlässig und führt jeden zum Ziel seines angestrebten Berufs".