Altes Kurfürstliches Gymnasium Bensheim

Gymnasium mit altsprachlichem Zweig
Schule mit musikalischem Schwerpunkt
Partnerschule des Leistungssports

AKG: Kreis investiert mehr als 20 Millionen Euro in die Umgestaltung des Gymnasiums / Neubau für Naturwissenschaftler

Von unserem Redaktionsmitglied Dirk Rosenberger

BENSHEIM. Der naturwissenschaftliche Trakt am Alten Kurfürstlichen Gymnasium (AKG) hat bei den Schülern durchaus einen Stellenwert. Die Betonpfeiler im Foyer eignen sich hervorragend, um Nachrichten zu hinterlassen. Und die Einbauschränke sind als Knutschecken beliebt. "Es gab deshalb fast eine kleine Revolution, als wir die Schränke vor ein paar Tagen entfernen ließen", meinte Schulleiter Karlheinz Wecht am Montag augenzwinkernd.

Ansonsten hat der Anbau aus den Siebzigern aber kaum Vorzüge. Das Flachdach ist undicht, die Heizung hat den Namen kaum verdient - und das Raumprogramm genügt nicht den Anforderungen an einen modernen Unterricht. "Es entspricht nicht mehr den heutigen Standards", betonte Wecht. Weil eine Sanierung teurer kommt als ein Neubau in kleinerem Umfang, wird das Gebäude abgerissen. Allerdings erst am Ende einer vierjährigen Bauphase, für die gestern der erste Spatenstich über die Bühne ging.
 
Hauptgebäude wird saniert
 
Insgesamt 20,4 Millionen Euro investiert der Kreis Bergstraße bis Juli 2019 in das Gymnasium. Zunächst erhält die Schule einen modernen und vor allem energieeffizienten Neubau, in den die Naturwissenschaftler ziehen. Ende 2016 soll Einweihung gefeiert werden. Das Gebäude wird hinter der Mensa zur Mozartstraße entstehen. Die Kosten belaufen sich auf 3,9 Millionen Euro.
 
Danach folgt die Sanierung des Haupthauses. Im ersten Bauabschnitt werden die Mediathek und die EDV-Fachklassen sowie zwölf Klassenräume im südlichen Bereich untergebracht. Im Anschluss werden die Verwaltung und 24 weitere Zimmer saniert. Außerdem wird ein Aufzug eingebaut. Der alte Anbau dient in dieser Zeit als Ausweichquartier. In einem letzten Schritt stehen der Abriss des Traktes und die Gestaltung der Außenanlagen an. "Dadurch erhalten wir eine wunderbare Parklandschaft", bemerkte der Schulleiter. Weiterer positiver Nebeneffekt: Von der Mozartstraße aus wird der Blick auf das alte Hauptgebäude freigemacht. "Wir stellen die historischen Bezüge wieder her", erklärte Architekt Tom Nieper anhand einer Luftaufnahme aus den 1930er Jahren, die das AKG umgeben von viel Natur zeigt.
 
Ein Glanzstück soll zudem der Umbau der alten Turnhalle werden, der ebenfalls im Paket enthalten ist. Die Schüler erhalten eine schicke Mediothek als moderner Lern- und Rückzugsort mit Balustrade. An der Finanzierung beteiligt sich der Förderverein.
Die Planungen für das Großprojekt laufen bereits seit Jahren. Ursprünglich sollte der Anbau nur saniert werden. Die Architekten merkten allerdings bei genauerer Betrachtung, dass für die aktuellen und prognostizierten Schülerzahlen eigentlich zu viel Platz vorhanden ist. Man orientierte sich Richtung Neubau. Eine durchaus "überraschende Wendung", wie Tom Nieper eingestand und Direktor Wecht bestätigte. Da sich alle Seiten relativ schnell einig waren, konnte das Vorhaben unter veränderten Rahmenbedingungen in Angriff genommen werden. Es sei aber keine leichtfertige Entscheidung gewesen, verdeutlichte der Schulleiter.
 
Neue Impulse
 
Herausgekommen ist ein Entwurf, der "das Gesamtbild der Schule verschönert, neue Impulse geben wird und das Lernen beflügeln soll", sagte Wecht. Durch den Abriss des Anbaus und den Neubau mit einer direkten Anbindung an das Hauptgebäude über einen Steg wird zur Fehlheimer Straße hin eine großzügige Parklandschaft entstehen.
 
Landrat Matthias Wilkes sieht ebenfalls beste Voraussetzungen für einen "wunderbaren Campus". Er betonte, dass man immer Wert auf eine gute Architektur lege. Schließlich sollen sich die Schüler wohlfühlen. Er dankte der engagierten Schulgemeinschaft um Kapitän Wecht.
 
Bildung müsse in unserer Gesellschaft absolute Priorität genießen, führte der scheidende Behördenchef bei einem seiner letzten Termine aus. In der Region sei man dieser Überzeugung, was sich auch in der Unterstützung für das Schulbauprogramm spiegelt. "Wer in Bildung investiert, erhält mit Abstand die höchsten Zinsen."
 
Ähnlich argumentierte der Bensheimer Bürgermeister Rolf Richter, früher selbst am AKG. Die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes beginne nicht in den Fabrikhallen, sondern im Klassenzimmer, zitierte er den amerikanischen Automobilmanager Lee Iacocca.
 
Kritische Zwischentöne schlug Ulrich Füting vom Schulelternbeirat an. Er verwies darauf, dass man seit Jahren auf eine Sanierung gedrängt und einige Male selbst zu Farbeimer und Pinsel gegriffen habe, um Klassensäle zu renovieren. "Jetzt kommt die Modernisierung endlich, aber unsere Kinder werden nichts mehr davon haben."
 
GEGEN WIDERSTÄNDE DEN RÜCKEN GESTÄRKT
 
Mit einem Bildband über Europa verabschiedete Schulleiter Karlheinz Wecht am Montag Landrat Matthias Wilkes. Der hatte es sich nicht nehmen lassen, an seinem letzten Arbeitstag zum symbolischen ersten Spatenstich ans AKG zu kommen.
 
"Sie haben uns gegen viele Widerstände den Rücken gestärkt", erinnerte Wecht an die Zeit, als es um den Neubau einer Sporthalle auf dem Schulgelände ging. Es sei bedauerlich, dass man künftig auf die Unterstützung von Matthias Wilkes verzichten müsse. In der "Ära Wilkes" (Wecht) habe der Kreis Bergstraße eine hohe Bildungsstufe erreicht. Das Geld für den Ausbau der Schulen sei gut angelegt und werde reiche Früchte tragen. Wilkes verdeutlichte, dass es ihm ein Anliegen gewesen sei, noch in seiner Ägide das Vorhaben am AKG "unwiderruflich auf den Weg zu bringen". Deutschland habe gerade bei den Naturwissenschaften im internationalen Bereich Nachholbedarf. dr
 
© Bergsträßer Anzeiger, Dienstag, 15.09.2015