Altes Kurfürstliches Gymnasium Bensheim

Gymnasium mit altsprachlichem Zweig
Schule mit musikalischem Schwerpunkt
Partnerschule des Leistungssports

Denkmalschutz: Schulübergreifendes Projekt zum baukünstlerischen Erbe des Architekten

Bensheim. Drei Bergsträßer Schulen haben in diesem Schuljahr gemeinsam am bundesweiten Denkmal-aktiv-Projekt der Stiftung Denkmalschutz teilgenommen. Unter dem Leitthema "Das baukünstlerische Erbe der Gebrüder Metzendorf in Südhessen" haben die Heinrich-Metzendorf-Schule Bensheim als federführende Schule, das Alte Kurfürstliche Gymnasium Bensheim und die Odenwaldschule sich aus jeweils unterschiedlichen Blickwinkeln mit dem Wirken Heinrich Metzendorfs auseinandergesetzt.

Drei Schulen beteiligt

Schüler und Lehrer der beteiligten Schulen präsentierten die Ergebnisse des Projekts jetzt in der Aula der Heinrich-Metzendorf-Schule. Von der Stiftung Denkmalschutz in Bonn war Dr. Susanne Braun gekommen, die das Denkmal-aktiv-Projekt bundesweit koordiniert.

Nachdem sich die Metzendorfschule im Denkmal-aktiv-Projekt 2013/14 als Einzelschule mit der bauhistorischen und der konzeptionellen Bedeutung der denkmalgeschützten Werkmeisterhäuser in Bensheim beschäftigt hatte, wurden nun die Details der Bauteile und Baustoffe unter die Lupe genommen - und zwar mit Kopf und Hand, also auch durch Zeichnen, Skizzieren, Steinhauen, Schmieden oder Restaurieren.

Die drei beteiligten Schulen wählten dabei unterschiedliche Schwerpunkte: Naturstein (Heinrich-Metzendorf-Schule), Schmiedeeisen (Odenwaldschule) und "Sand-Stein-Spuren künstlerisch erfasst" (Altes Kurfürstliches Gymnasium).

Heinrich-Metzendorf-Schule: Aus der Beschäftigung mit der denkmalgerechten Sanierung des Werkmeisterhauses in der Friedhofsstraße 102 hatte sich für die Heinrich-Metzendorf-Schule 2014 die Frage ergeben, aus welchem Steinbruch der Sandstein für dieses Haus stammte, um Fehlstellen mit farblich und qualitativ passenden Natursteinen ergänzen zu können.

Im Rahmen des diesjährigen Projektes wollten die Berufsschüler der Klasse der Natursteinbearbeiter (STO, 1.-3. Lehrjahr, Leitung Hans Sperl) klären, aus welchen Steinbrüchen die großen Mengen von Naturstein, die Metzendorf in der Zeit von etwa 1900 bis 1923 verbaut hat, überhaupt kamen. Außerdem sollten praktische und theoretische Verfahren der Steinrestaurierung am Beispiel des Grabsteins von Heinrich Metzendorf erlernt werden. Fachoberschüler der Klasse 12, Fachrichtung Bautechnik (Leitung Dr. Angela Forberg), machten durch die fotografische Erfassung von Details auf die hochwertige Bearbeitung des Natursteins aufmerksam.

Verschiedene Vorträge, Exkursionen und Workshops ergänzten die eigenen Recherchen der Schüler, etwa eine archäologische Führung im Kloster Lorsch oder eine Übung in der Abformtechnik an senkrechten Flächen.

Bei der Projektpräsentation stellte Philipp Lulay, Auszubildender in einem großen Steinmetzbetrieb in Heppenheim, den Architekten Heinrich Metzendorf vor. Sebastian Lang von der Fachoberschule präsentierte den Blick auf die typischen, handwerklich ausgeführten Baudetails in der Architektur Metzendorfs.Thomas Rupp aus der Klasse der Natursteinbearbeiter berichtete über die regionalen Unterschiede des Sandsteins.

Durch Exkursionen in den Odenwald hatten die Schüler drei Steinbrüche identifiziert, die für die Bauten Metzendorfs infrage kommen: Gelber Sandstein mit hohem Schwefelanteil findet sich in einem alten Steinbruch am Heppenheimer Schlossberg, unterhalb der Starkenburg. Im Steinbruch Olfen gibt es hellroten Sandstein und in Ober-Kainsbach sehr hellen Sandstein.

Proben der drei Fundorte verglichen die Schüler mit den Metzendorf-Häusern in der Ernst-Ludwig-Straße rund um den Bismarckbrunnen. Ihre Schlussfolgerung: Alle Häuser bis auf eines sind aus dem hellen Sandstein gebaut, der aus Ober-Kainsbach stammt. Einzig das frühere Wohnhaus des Architekten selbst (Ernst-Ludwig-Str. 25) besteht aus dem roten Sandstein aus Olfen. Der gelbe Heppenheimer Sandstein wurde nur für die Torpfeiler der Häuser verwendet - dies jedenfalls ist die aus der Projektarbeit hervorgegangene These.

AKG: Der Grundkurs Kunst der Jahrgangsstufe 12 des Alten Kurfürstlichen Gymnasiums sollte die Architektur von Heinrich Metzendorf im Bensheimer Stadtbild zum Anlass nehmen, materialadäquate Formen der künstlerischen Reproduktion des von Metzendorf verwendeten Sandsteins auszuprobieren.

Kursleiter Dr. Hans-Jürgen Boysen-Stern stellte die künstlerische Annäherung an den von Metzendorf gestalteten Bismarckbrunnen durch die 25 Schüler des Kurses vor, mit der das Material sowohl für die Ausführenden als auch für die Betrachter zur multisensuellen Wahrnehmung gebracht werden sollte. Aus den vielen Möglichkeiten der Erfassung - unter anderem textliche Beschreibung, Vermessung, Handzeichnung, Frottage, Reliefabnahme, Fotografie oder Scan - gingen sehr unterschiedliche Brunnenporträts hervor, die neben ihrem dokumentarischen Wert immer auch einen ästhetischen Reiz besitzen.

Odenwaldschule: In der Odenwaldschule beschäftigten sich Schüler der Klasse 10 und der Fachoberschule, Fachrichtung Metalltechnik, damit, die schmiedeeisernen Gestaltungselemente der von Heinrich Metzendorf entworfenen Lampen zeichnerisch und fotografisch zu erfassen und dann nach Originalplänen in der Schlosserei zu rekonstruieren. Aber auch historisch und regional setzten sich die Schüler mit dem Eisenbergbau im Odenwald auseinander, unter anderem durch einen Workshop mit dem Kunstschmied Georg Wolf. Dass von der Odenwaldschule niemand persönlich die Ergebnisse vorstellte, lag sowohl an der ungewissen Zukunft der Schule als auch daran, dass dort das Schuljahr schon zu Ende ist.

Dr. Angela Forberg, an der Metzendorf-Schule maßgebliche Organisatorin des Denkmal-aktiv-Projektes, konnte auch schon einen Ausblick auf das kommende Schuljahr geben: In Kooperation mit der Schillerschule Bensheim und dem Beruflichen Schulzentrum Odenwaldkreis in Michelstadt wird man sich mit dem Thema "Fachwerkvielfalt in Südhessen" auseinandersetzen. eba

© Bergsträßer Anzeiger, Montag, 27.07.2015