Altes Kurfürstliches Gymnasium Bensheim

Gymnasium mit altsprachlichem Zweig
Schule mit musikalischem Schwerpunkt
Partnerschule des Leistungssports

INITIATIVE: Ausstellungs-Truck präsentierte Biotechnologie in Wissenschaft und Alltag

BENSHEIM. Detektivarbeit mit DNA: Für junge Erbgut-Entdecker hatte das rollende Speziallabor besondere Herausforderungen mitgebracht. Zahlreiche Bensheimer Schüler machten sich zwei Tage lang auf die Suche nach genetischen Fingerabdrücken, zählten Bakterienkolonien oder erforschten die Isolationsmöglichkeiten von Biomolekülen.

Das "BIOTechnikum" machte am Montag und Dienstag am AKG Station. Die mobile Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ist seit 2008 bundesweit unterwegs, um über die Bedeutung der modernen Biotechnologie zu informieren und Zukunftsperspektiven aufzuzeigen. Und zwar so plastisch und greifbar wie möglich. Anfassen war fast überall ausdrücklich erwünscht.

Im Alltag längst verankert
 
Nicht nur die Bio-Leistungskurse des Alten Kurfürstlichen Gymnasiums waren für Laborexperimente vor Ort. Schüler aller Altersklassen aus den umliegenden Schulen waren ebenso wie Lehrer und interessierte Gäste eingeladen, sich der Biotechnologie einmal ganz unmittelbar zu nähern - und dabei zu erleben, wie tief das Thema im Alltag längst verankert ist.
 
Ob bei neuen Therapien und Diagnostikverfahren in der Medizin oder in Produkten wie Zahnpasta, Shampoo und wirkungsstarken Waschmitteln. Biotechnologie findet sich in den Laboren der Wissenschaftler, die neue Verfahren entwickeln, genauso wie in den vielen Unternehmen, die diese Ideen schon heute in Produkte oder Dienstleistungen übersetzen.
 
Insbesondere die Industrie setzt auf nachhaltige Verfahren, durch die biologische Ressourcen genutzt und industrielle Produkte umweltverträglich hergestellt werden können. Deutschland hat sich in der biobasierten Wirtschaft in den vergangenen Jahren weltweit eine Spitzenposition erarbeitet, die künftig weiter ausgebaut werden soll.
 
Die 17 Meter lange und vier Meter hohe Erlebniswelt bot auch in Bensheim etliche Zugangsmöglichkeiten für jede Zielgruppe - je nach den persönlichen Vorkenntnissen oder Interessengebieten konnten junge Leute einsteigen und ihre Kenntnisse vertiefen. Auch einige Lehrer schauten sich im Truck um. Am Dienstag ermittelte Bürgermeister Rolf Richter mit einem Refraktometer die Zuckerkonzentration in Apfelsaft und Cola: Es gibt fast keinen Unterschied.
 
Eine Schlüsseltechnologie
 
Gesundheit, Ernährung und Umwelt: Das "BIOTechnikum" präsentierte die "Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts" in einer praxisnahen und verzahnten Erlebniswelt. Labor- und Ausstellungsbereich bilden räumlich integrierte Bestandteile. Experimente und Exponate sind miteinander gekoppelt. Im Obergeschoss lassen sich Einzelthemen multimedial erkunden und vertiefen.
 
Die Initiative spricht in erster Linie junge Menschen, also den naturwissenschaftlichen Nachwuchs, an. Deshalb parkt der Truck bevorzugt an Schulen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Die Schüler in Bensheim stellten beispielsweise - als gewiefte Protein-Pioniere - Käse mit Hilfe von Enzymen her, isolierten DNA aus Mundschleimhautzellen und erzeugten Strom auf Hefe-Basis: Die chemische Energie macht es möglich.
 
Und sie lernten, wie man aus Hibiskustee Solarstrom herstellen kann. Wichtig für den Aufbau einer Grätzelzelle, die eine Photosynthese simulieren kann, sind rote Farbstoffe aus der Natur, etwa aus Himbeeren oder eben Hibiskus. "Wir nutzen Biotechnologie, ohne uns dessen bewusst zu sein", so die wissenschaftlicher Begleiterin Dr. Aline Anton, die von einer Querschnittstechnologie mit enormen Zukunftschancen spricht.
 
Mit ihrem Kollegen Dr. Tim Fechtner führten sie in regelmäßigen Abständen kleine Experimente durch. Viele Besucher zog es direkt zum Body Mover. Mit dem gestisch gesteuerten Gerät kann man aktiv durch eine menschliche oder pflanzliche Zelle reisen. Auch hier war die Lust am Entdecken spürbar. Darüber hinaus informierten die Experten über die Chancen einer individualisierten Medizin und die Perspektiven einer bio-basierten Weltwirtschaft (Bio-Ökonomie).
 
Lokaler Unterstützer des Bundesministeriums war das Zwingenberger Biotech-Unternehmen Brain AG. In einem Vortrag erläuterte Dr. Ümit Pul die Potenziale und Risiken der Genchirurgie am Beispiel der neuen Methode CRISPR-Cas9. Eine biochemische Methode zur Erzeugung von gentechnisch veränderten Organismen.
 
Das interaktive Modell eines Antikörpers zeigte anschaulich, welche wichtige Rolle diese Eiweißstoffe bei der körpereigenen Abwehr spielen. "Das sind die Stars des Immunsystems", kommentierte ein Bensheimer Schüler begeistert. tr
 
© Bergsträßer Anzeiger, Donnerstag, 16.07.2015