Bensheim. Es ist das älteste und nun auch das zugleich modernste, aus Sicht von Christian Engelhardt aber auch das schönste Gymnasium im Landkreis. Als der Landrat im September 2015 sein Amt angetreten hatte, war der Schulentwicklungsplan bereits auf dem Weg. Dann hat die Realität die Planungen überholt: Die Schülerzahlen stiegen wieder an. Aus dem eigentlich vierzügig ausgewiesenen Gymnasium wird nach korrigierten Prognosen ein sechszügiges. Und auch die Ausstattung hat sich dem Zeitgeist angepasst.
Nach dem kleinen Pressetermin im Mai wurde am Alten Kurfürstlichen Gymnasium (AKG) jetzt in etwas größerem Rahmen gefeiert. Die Pandemielage hat dies zugelassen. Auf Einladung des Landrats als zuständiger Schuldezernent – der Kreis ist Träger – fand in der Mensa am Freitag ein einstündiger Festakt statt. Neben Lehrern und Elternvertretern, Planern und Verwaltungsmitarbeitern waren auch zahlreiche Klassensprecher aus den Jahrgangsstufen dabei. Schließlich gibt es Schüler, die das AKG nur als Baustelle kennengelernt haben, so Schulleiterin Nicola Wölbern, die den offiziellen Abschluss der Sanierungsmaßnahmen am Altbau zwar durchaus mit Erleichterung, aber auch mit viel Lob kommentiert hat.
23 Millionen Euro investiert
„Wir sind wieder ein Schmuckkästchen“, so die Oberstudienrätin, die Ende 2016 – fast genau 20 Jahre nach Beginn ihres Referendariats am AKG – die Leitung des traditionsreichen Bensheimer Gymnasiums übernommen hatte. Vom ersten Tag war sie auch eine Art Baustellenleiterin auf einem altehrwürdigen Campus, der für 23 Millionen Euro generalsaniert wurde. Der Umbau habe den Schulalltag seither maßgeblich geprägt und die jungen Leute ebenso wie die Lehrer vor große Herausforderungen gestellt. Einschränkungen waren an der Tagesordnung. Gefragt waren Kompromisse und Improvisationstalent. Doch die Ausdauer habe sich gelohnt: Heute sei das AKG ein zukunftsfähiger Lernort mit einem angenehmen Ambiente und einer hervorragenden Ausstattung auf hohem Niveau. Man sei nun wieder „up to date“ und in vielen Bereichen topmodern.
„Wir waren auch fordernd“
Nicola Wölbern verschwieg dennoch nicht, dass man sich im Detail das ein oder andere aus Schulperspektive etwas anders vorgestellt habe: „Ja, wir waren auch fordernd, weil wir für die Schüler das Bestmögliche wollen.“ Der Kreis habe dafür gute Rahmenbedingungen geschaffen, so die Leiterin, die den laufenden Prozess im engen Dialog mit dem Träger und dem ausführenden Eigenbetrieb Schule und Gebäudewirtschaft begleitet hat. Die Planungsänderungen im Jahr 2018 haben das Langzeitprojekt nicht gerade beschleunigt. Der geplante Abriss des alten naturwissenschaftlichen Traktes wurde auf halber Strecke rückgängig gemacht. Aufgrund steigender Schülerzahlen wurde das Gebäude als zusätzlicher Lernraum benötigt. Die Renovierung dauert an.
Abgehakt ist die Sanierung des denkmalgeschützten Hauptgebäudes, die nach dem Ersatzbau für die Naturwissenschaften in Angriff genommen worden war. Christian Engelhardt sprach in der Mensa von einer „Operation am offenen Herzen“ der Schule, die ihren laufenden Betrieb auf die Einschränkungen und Störungen ausrichten musste und dies auch sehr gut gemeistert habe. Das AKG habe sich mit der Situation gut arrangiert. Positiv erwähnte der Landrat auch, dass neue Ideen während der Bauphase erfolgreich integriert werden konnten, ohne den finanziellen Rahmen zu sprengen. Das neugestaltete Gymnasium ermögliche jetzt mehr Bildung durch moderne Konzepte und abgestimmte Räumlichkeiten, so der Schuldezernent, der das Projekt als Meilenstein in der Bergsträßer Bildungslandschaft bezeichnet. Dass der Landkreis bereits vor der Pandemie in digitale Technik investiert habe, zahle sich spätestens seit Frühjahr 2020 aus, als die Schulen auf einen dauerhaften Online-Unterricht ausweichen mussten.
Die Schulleiterin dankte Angela Geiger als Koordinatorin zwischen Schule und Schulträger sowie dem bereits pensionierten Kollegen Hans-Jürgen Boysen-Stern, der sowohl als Oberstufenleiter und kommissarischer Schulleiter wie auch als „Bauleiter“ des Alten Kurfürstlichen Gymnasiums die Sanierung in der ersten Reihe begleitet habe. Als zuständigen Projektleiter von Seiten des Kreises begrüßte Nicola Wölbern Bernd Rössler vom Sachgebiet Hochbau des Eigenbetriebs. Ein besonderer Dank ging an Kollegium, Personalrat, Elternvertreter und Förderverein. Fast auf den Tag genau vor sechs Jahren, am 14. September 2015, erfolgte der erste Spatenstich zur Generalsanierung der Schule. Im August 2017 wurde der neue naturwissenschaftliche Trakt eröffnet, zwei Jahre später war die neue Bibliothek im Gebäude der alten Turnhalle fertiggestellt. Eine kleine Retrospektive erinnerte motivisch an die wichtigsten Maßnahmen.
Erstmals wieder Live-Musik
Bensheims Erste Stadträtin und Baudezernentin Nicole Rauber-Jung übermittelte die Grüße aus der unmittelbaren Nachbarschaft, des Rathauses. Auch sie kam erst 2019 nach Bensheim und habe das AKG bislang nur als Baustelle kennengelernt. Aus der Schulgemeinde sei viel Herzblut in die Planung geflossen, betonte sie in der Mensa, vor der die Big Band unter der Leitung von Nicolai Benner den Festakt musikalisch begleitet hat. „Erstmals wieder Livemusik seit eineinhalb Jahren“, freute sich ein Kollege.
Autor: Thomas Tritsch
